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WAHRE LIEBE oder DAS WINDKIND

 

Hast du es auch schon einmal erlebt, dass du geliebt hast und dachtest,

das muß sie sein - die WAHRE LIEBE?

Es begab sich vor langer Zeit...

 

Ein Wesen der Natur, ein Kind des Windes und der Sonne, begegnete einem Sterblichen. Eine stolze, dunkle Frau hielt sich an seiner Seite und mit ihnen, ein Kind der Liebe. Das Wesen der Natur spürte, dass keiner der Drei das Glück ausstrahlte.

 

Wie es für die Wesen der Natur so üblich ist, nehmen sie sich gerne Kindern an. In diesem Fall erkannte das Windkind die Wichtigkeit, das Kind in seine Obhut zu nehmen. Kinder sind sehr zugänglich für diese geheimnisvollen Völker, denn in ihnen herrscht noch eine wunderbare Unvoreingenommenheit und auch der Glaube an das scheinbar Unwirkliche.

 

Kinder lassen sich auf ihre Phantasiewelt ein und erleben sie mit ihrem ganzen Geist und Herzen.

 

Immer dann, wenn das Kind bei seinem Vater war, traf das Windkind auch mit ihm zusammen und sah in seinen Augen einen wundersamen Glanz. Sehnsucht nach Liebe, sagte ihr dieses Leuchten, das sogleich eine Traurigkeit ausstrahlte - etwas Verlorenes wiederfinden zu wollen.

 

Das Naturkind freute sich immer mehr, dem Sterblichen zu begegnen und mußte sich eingestehen, dass es sich verliebt hatte.

 

Doch wie sollte es zur Erfüllung kommen?

Da gab es diese stolze, dunkle Frau an seiner Seite. Sie fragte den Wind. Wer sonst könnte ihr Antwort geben. Sie war ein Kind des Windes und er wußte von allem etwas. Der Wind flüsterte leise in ihr Ohr, dass die Zeit der stolzen Frau an der Seite des Geliebten ein Ende hatte. Sie hat sich einem anderen zugewandt und den Vater ihres Kindes fortgeschickt.

 

Nun konnte sich das Windkind den Glanz erklären und wußte, welche Traurigkeit in ihm herrschte. Seine Sehnsucht nach Liebe war ungestillt.

 

Das Windkind machte sich viele Gedanken, wollte Antworten. Könnte sie seine Sehnsüchte und Träume auffangen? Würde er es zulassen, dass sie an seiner Seite steht und ihm die fehlende Wärme und Zuneigung schenkt?

 

Über all diesen Fragen, die keine Antwort kannten, sprach der Sterbliche sie an. Er sah ihr in die Augen und empfing ihr Strahlen - der Sonne gleich - begegnete ihrer Fröhlichkeit und Leichtigkeit. Er vergass seinen Kummer für einige Momente, in denen er beschloss all die Geschenke des Windkindes zu empfangen.

 

Er liess sich einfangen und genoss die Vielfältigkeit des Wesens der Natur. Viele verzauberte Tagen folgten nun. Sie beschenkten sich mit Liebe und Zärtlichkeit - erfüllten sich ihre Träume und Wünsche und es war so, als ob diese Glückseeligkeit, die beide verspürten, nie mehr enden wollte.

 

Eines Tages bemerkte das Windkind, wie ihr Geliebter ein Eckchen des Glanzes verloren hatte, der seit ihrem Zusammensein in seinen Augen zu finden war. Die Tage vergingen und damit verschwand immer mehr von dem einstigen Glanz, der entstand, als sie sich trafen.

 

Das Windkind erschrak und horchte in sich hinein. War ihre Liebe immer noch stark und mächtig oder war in ihr etwas passiert? Nein, im Gegenteil, ihre Liebe war noch grösser geworden und noch stärker, als je zuvor.

 

Da zauste etwas ihr Haar und wurde immer stärker. Der Wind. Er wuschelte ihre Mähne und flüsterte ihr leise ins Ohr: "Sei nicht traurig. Du weißt doch, Kinder des Windes und der Sonne sind nicht geschaffen um von einem Sterblichen geliebt zu werden. Du mußt deinesgleichen suchen oder dich finden lassen. Ein Sterblicher wird dich nie ganz erfahren können und wird nie wissen, welche Unbeschreiblichkeit er an seiner Seite hat. Erst wenn der Sterbliche gelernt hat, die Wunder der Natur und seiner Wesensarten zu sehen, dann wird er fähig sein, eines seiner Kinder zu lieben. Du hast Dich seines Kindes angenommen. Dieses Kind kann dich lieben, weil es unvoreingenommen zu lieben versteht. Dein Geliebter sucht am falschen Ort und zur verkehrten Zeit und wird nichts finden. Wünsche ihm, dass er zu sich selbst findet und der erste Schritt zu dir ist getan. Mehr kannst du nicht tun!"

 

"Warum ist meine Liebe nicht genug? Sie ist groß und stark! Warum sah ich zuvor sein Glücksgefühl und warum verschwindet immer mehr davon?", fragte das Windkind.

 

"Sei nicht verzweifelt. All das was du in seinen Augen gesehen hast, war nur für dich und durch dich. Du hast ihn glücklich gemacht und ihm die Tränen im Herzen und im Gesicht getrocknet. Deine Liebe hat das vollbracht. Ist das nicht wunderbar? Nun ist es für ihn an der Zeit, über sich und sein Leben, nachzudenken - es neu zu ordnen. Du hast ihm dabei geholfen, zu erkennen.. Er muß diesen Weg gehen, ohne dich, um sich selbst zu finden. Lass ihn ziehen und gib ihm deine Gefühle mit - denn das ist Liebe."

 

Mit diesen Worten schwang sich der Wind davon und nahm das Windkind auf seinen Rücken, um mit ihm durch die Lüfte zu fliegen. Fort von Traurigkeit und Kummer, denn auch für das Windkind sollte ein neues Leben beginnen.